Konsumentscheidungen
Ausnahmezustand und Klimakonferenz
Kurzmitteilung Gepostet am Aktualisiert am
@Ralf erwähnte ja schon den vermuteten Zusammenhang des syrischen Bürgerkrieges mit der vorhergehenden, Klimawandel bedingten, in den Jahren 2007−2010 andauernden Dürre. Es war die schlimmste Dürre dieser Region seit Aufzeichnungsbeginn. Eine 2008er Studie vermutete schon, der „Fruchtbare Halbmond werde als solcher noch in diesem Jahrhundert verschwinden“ (mehr dazu in der zeozwei 2015/02).
In diesem Zusammenhang möchte ich auf einen Kommentar von Bernhard Pötter in der taz „Debatte Terror und Klima — Im Ausnahmezustand“ hinweisen. Dieser zeigt meines Erachtens sehr deutlich, wie brisant die Klimaweltlage, wie gemessen daran die derzeitige (politische) Lage in Paris ist, wie die Ursprünge und (politischen, teils journalistischen) Reaktionen auf die verheerenden Attentate vom 13. November 2015 sind — v.a. durch Beschneidung der Menschenrechte innerhalb der freien Gesellschaft mittels des für drei Monate ausgerufenen Notstandes, wie Hausarreste für Klimademonstrant*innen ohne Richterbeschluss (Quellen: taz & the guardian). Nicht zuletzt wird daraus klar, wie wichtig es gerade jetzt ist endlich auch auf politischer Ebene ein rasches, ehrliches, deutliches und glaubhaftes und Menschen verträgliches Umlenken einzuleiten.
Aus dem Artikel möchte ich das Fazit von Bernhard Pötter zitieren:
Die Klimakonferenz [2015 in Paris] wird nicht am 11. Dezember mit einem Vertrag enden, der am 12. Dezember die Welt rettet. Aber er kann konkrete Ziele definieren, nach denen sich Investitionen in Öl und Kohle nur noch ein paar Jahre [Hervorhebung von B.] lohnen.
Alles gut, alles richtig. Aber es bedeutet vor allem für uns, die globalisierte Mittelklasse in den Industrieländern: [Hervorhebung von B.] ein Ende der Bequemlichkeit. Umdenken. Umhandeln. Mehrkosten. Sich von den Katastrophen und Ängsten nicht lähmen lassen. Den Hintern hochkriegen und für eine Zukunft kämpfen, die sauberer, fairer und sicherer ist.
Das möchte ich unterschreiben mit der Bemerkung, am besten vor der „eigenen Haustür“, besser noch im „eigenen“ Heim zu beginnen, sich zumindest aktiv damit auseinander zu setzten, Lösungen zu suchen und auszuprobieren — und nicht zu warten, bis sie vorgesetzt werden. Damit auch unsere Enkelkinder eine lebensfreundliche Umwelt haben werden. Meiner Erfahrung nach beginnt das beim gleichberechtigten Ernstnehmen der*s Nachbar*in — der*s wohnlichen, ideellen und auch des*r kontinentalen Nachbars*in — in den jeweiligen Bedürftnissen. Das heißt für mich vor allem frei machen von Eitelkeiten und Schaffen von Freiräumen im eigenen Leben um den Stress rauszunehmen, mit Muße sich selbst reflektieren.
Mir ist es ein Anliegen hier nicht als Dozent missverstanden zu werden; ich weiß nicht mehr als Du, liebe*r Leser*in. Und — genau so wie Du — bin ich genau so einer dieser Ausprobierer*innen, die „schon mal anfangen“. Wer Unterstützung bzw. Austausch möchte, kann dies z.B. mit anderen zusammen beim Transition-Treffen probieren oder hier Kommentare hinterlassen.
Wer möchte sich 10 € verdienen?
Einzige Bedingung: Einen Kinofilm bis zum Ende gucken.
„Am 29. März um 17 Uhr wird im LiWu Metropol der Film „Earthlings“
gezeigt. Die Dreharbeiten zu dem mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm
begannen 1999 und dauerten sechs Jahre.“ aus das-ist-rostock.de
Der Fairness halber sei aber auch auf den Trailer verwiesen.
Buchempfehlung: Holm Friebe „Steinstrategie — von der Kunst nicht zu handeln“
Was hat Nicht-handeln mit der Transitionbewegung zu tun mag man sich fragen; da geht es doch gerade darum, dass endlich mehr passieren, mehr gewandelt werden muss. Natürlich ist es ein provozierender Untertitel. Der Klappentext bring es schon besser auf den Punkt:
Wenn du dich bewegst, musst du wissen, wohin. Wenn du dich nicht bewegst, musst du wissen, warum.
Und so geht es viel mehr um das vorschnelle Handeln in einer Welt, in der es vermeintlich keine Option ist, keine Stellung zu beziehen, keine (fundierte?) Meinung zu haben, keine Reaktion zu zeigen, lieber nicht noch eine Schlagzeile „rauszuhauen“ bevor es ein anderer täte. Warum das mit der Transitionbewegung nur allzu viel zu tun hat wird klar, wenn man sich die von Friebe aufgezeigten, bisweilen fatalen Folgen aus vorschnellem Handeln von Politikern, Managern, Bänkern oder anderer „Experten“ mit weitreichender Entscheidungsgewalt zu Gemüte führt. Keine Abwrackprämie, keine halbgare Energiewende, keine Finanzkriese, kein Handelsabkommen, auch kein Schock-Marketing einer LIZVLX wird ausgelassen. Ja selbst Oldtimer bekommen eine bessere Umweltbilanz bescheinigt — bei Einbeziehen von „Grauer Energie“ –, denn sie fahren noch nach 50 Jahren und können repariert werden (dass es ganz ohne jedes Abgas ausstoßende Auto noch besser wäre, braucht wohl hier nicht erwähnt werden).
Eine Textstelle möchte ich zur Verdeutlichung noch zitieren. Hier wird dann auch der Bezug zu Transition besonders deutlich:
Was wir von der Natur in Sachen Resilienz lernen können: Eine hochgezüchtete Monokultur ist zwar hocheffizient, aber auch sehr anfällig gegen Schädlingsbefall. Ein vielfältiges Biotop ist dagegen sehr viel resilienter gegenüber Schocks und Eindringlingen.
Organisationen und Institutionen, die überleben wollen, müssen sich also fragen, was ihnen wichtiger ist: Effizienz oder Resilienz. Dieser „trade-off“ erfordert eine strategische Entscheidung, die im Sinne von Richard Rumelts „good strategy“ nicht lauten kann: beides. Man kann den Kuchen nicht essen und gleichzeitig haben. Will man ein resilientes System schaffen, dann heißt das: Redundanzen, Überlappungen, Schlupf zuzulassen und als etwas Notwendiges und Wertvolles zu akzeptieren. Das bedeutet — Manager müssen jetzt tapfer sein! — Nicht das Letzte an Effizienz aus dem System herauszuquetschen, sondern Puffer vorzuhalten und Taschen von Überaufwand zuzulassen. Bei Mitarbeitern muss das Prokrastinieren, das Nichtstun als wertvolle Ressource, für den Erstfall akzeptiert werden. Wer weiß, wofür es mal gut ist. Der nächste Schwarze Schwan lauert schon hinter der kommenden Ecke. [„Der Schwarze Schwan“ von Nassim Taleb]
Ein paar persönliche Anmerkungen
Der Fairness halber möchte ich noch darauf hinweisen, dass der oben erwähnte, vermeintliche Handlungsdruck zwar immer selbst gemacht, weil selbst-empfunden ist. Wir alle — auch Du — begünstigen die Entstehung dieses Druckes jedoch durch unser aller alltägliche Erwartungshaltung an einzelne Personen. Wenn ich nämlich z.B. im Laden oder in der Schule einer womöglich eh schon gestressten, überforderten Person nicht ausreichend Raum lasse diese Überforderung (sich selbst) einzugestehen, indem ich erst zufrieden bin, wenn meine Erwartung erfüllt ist. Die positive Nachricht darin ist, dass wir alle damit auch ermächtigt sind, daran etwas zu ändern, diesen Druck weniger häufig zu erzeugen; beispielsweise am Kauf-nix-Tag.
Ich sehe in dem von Holm Friebe gegebenen Tenor viele Verwandtschaften in den Permakulturansatz. Ich fühlte mich häufig an Masanobu Fukuoka und seine „Nichts-Tun-Landwirtschaft“ erinnert. Auch hier ist Nichtstun im Sinne des Daoistischen Wu Wei zu verstehen.
Das Buch ist im Katalog der Rostocker Stadtbibliothek ausleihbar und hat die Kennung F111 (mein persönlicher Dank an dieser Stelle an die netten Mitarbeiter*innen der Stadtbibliothek, die es aufgenommen und prominent ausgestellt haben!). Es ist zu all dem inhaltlich Interessanten auch kurzweilig zu lesen, weil Holm Friebe angenehm bildhafte, einfache Sprache mit akademischer, subtil differenzierter Sprache abwechselt.
Weitere Links
- bei Fairmondo zu erwerben
- Hanser Literaturverlage
Mäuse machen Urlaub …
… am 29. November ’14, denn dann ist Kauf-Nix-Tag. Mitmachen besticht durch gänzliche Unaktivität: Nichts einkaufen (auch im Internet nicht!!!). Ziemlich einfach, oder? Nur wozu?
Besser sagen als http://www.utopia.de/ kann ich das nicht:
Einen ganzen Tag lang ganz bewusst nichts zu kaufen: Was soll man damit schon erreichen? Verschiebt man damit nicht einfach nur seine Einkäufe um 24 Stunden und dann wird weiter wie bisher konsumiert? Zunächst einmal ist der „Kauf-nichts-Tag“ ein guter Anlass, das eigene Konsumverhalten bewusst zu hinterfragen – und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem es oft schwer ist, sich dem Konsumtrubel zu entziehen: kurz vor Weihnachten. Jeder, der einmal ausprobiert hat über 24 Stunden keinen Cent auszugeben – ob aus der Not oder aus freiem Willen heraus – der weiß, das in dieser Zeit viel passiert. Man stolpert über Automatismen und Gewohnheiten („kein Tag ohne Butterbreze“), erkennt Nötiges und Überflüssiges, denkt vielleicht über Hunger und Durst, über Haben und Sein nach.
Doch hinter der Idee des „Kauf-nix-Tag“ verbirgt sich auch ein gesellschaftspolitischer Aspekt: Er will ein Zeichen gegen umweltschädliche, unmenschliche Herstellungsbedingungen setzen und auf den zerstörerischen Einfluss der Konsumgesellschaft aufmerksam machen. Denn: Wie gehen wir mit den Ressourcen der Erde um? Wir konsumieren oft so, als ob wie eine zweite Welt mit reinem Wasser, sauberer Luft, glücklichen Tieren, Wäldern, unverseuchten Böden und unversehrter Ozonschicht in petto hätten. Eine schöne Illusion, die von der omnipräsenten Industrie- und Werbemaschinerie jeden Tag mit neuen „Heile Welt-Motiven“ genährt wird. Der Appetit darauf scheint jedenfalls um so größer zu werden, je mehr im Argen liegt.
[Die weltweit als „Buy-Nothing-Day“] bekannte Aktion ruft zu einem 24-stündigen freiwilligen Konsumverzicht auf. Sie gehört zu den ersten und bedeutsamsten Kampagnen, um Wirtschaft und Unternehmen mit der Macht des Verbrauchers zu konfrontieren. Denn jeder einzelne Dollar, jeder Euro ist Einkaufsmacht: eine von Verbrauchern oft zu selten entfesselte und von Unternehmen häufig in Frage gestellte Kraft.“
Gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft startet als „Bunte Höfe“
Es war leichte Arbeit trotz 9°C und etwas Regen. Eine Rostocker SoLawi (Solidarische oder gemeinschaftlich getragene LandWirtschaft) startet nun mit ca. 30 Personen, die entweder nur Ernteanteile nehmen oder auch mal mit anpacken. Der Name: „Bunte Höfe“.
In MV ist das ein Signal: Dieses Bundesland hat rund 400 Tierfabriken, also z. B. bei Hühnern Stallanlagen mit 180 000 bis 900 000 Tieren pro Durchgang. Ein Durchgang dauert bei Masthähnchen 35 Tage. Dann wird „ausgestallt“: Ab in die Schlachthöfe. Nacht für Nacht fahren da 40-Tonner auf schmalen Landstraßen durch die Dörfer. Und weitere Anträge werden genehmigt. Viele Hindernisse für die Landwirtschaft sind bekannt. Die Bodenpreise sind astronomisch geworden. Die industrielle Produktion wird offenbar als Geschäftsmodell ausgeweitet, oft von Investoren, die nicht aus MV kommen. Um den Zustand des Landes geht es dabei überhaupt nicht. Export wird angestrebt, Umweltschäden bleiben geleugnet, Fleisch-Qualität ist überhaupt kein Thema (weil es sie nicht gibt). Einsprüche von Anwohnern werden von den Ämtern nicht zu Ende bearbeitet. Im Zweifel erhält der Unternehmer Sondergenehmigungen, z.B. um kontaminiertes Abwasser in die Gegend ableiten zu dürfen. Die wenigen Amtspersonen der Gewerbeaufsicht sind tatsächlich überfordert, nicht entsprechend ausgebildet oder eingeschüchtert durch Klagen der Investoren.
Dagegen möchten wir die ökologisch verantwortbare Landwirtschaft stärken. Kinder sind dabei; sie behalten auf Jahrzehnte einen Begriff davon, was bäuerliche Arbeit und gute Produkte seien. Mich beeindruckte die Selbstverständlichkeit, mit der neulich sechs kleinere Kinder aus dem Kreis der Bunten Höfe draußen am Mittagessen teilnahmen: Pellkartoffeln aus eigener Ernte mit Butter. Sie griffen herzhaft zu. Kein Ketchup, keine Pommes, nichts extra Gesüßtes. Diese Einstellung auch der Erwachsenen erscheint im Moment wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber alles findet mehr und mehr Interessenten, weil sehr viele Menschen an Bio denken, weil in den Medien Bio wenigstens ein Thema ist. Da in MV 50% der Bio-Supermarkt-Angebote weite Wege hinter sich haben und bis zum Konsumenten — ähnlich wie schon bei konventionellen Handelsketten — mitunter mehrere „Stationen“ durchlaufen, ist Obacht geboten.
Original von: Ralph Vogel
Diskussion bei Scobel (3sat) zum Thema Gemeinwohl
Link Gepostet am
Leider sehr fokusiert auf Carsharing und anderen Gütern (die in den meisten Fällen gar keine Commons sind) statt z.B. die Gemeinwohlökonomie (oder Postwachstum) anzusprechen und über weite Strecken sehr akademisch. Trotzdem sehenswert.
Jeder Schritt ein CO2-Fußabdruck
Ein kurzer Spaziergang zum CO2-Rechner unseres Umweltbundesamtes mit Denkanstößen.
Den Spaß gönn‘ ich mir. Dachte ich mir. Ich fand den klimaktiv-co2-rechner.de vom Umweltbundesamt. Doch die erste Ernüchterung folgte gleich auf der Startseite. Ist doch ein persönlicher Fußabdruck von ca. 2,5 Tonnen CO2-eq pro Kopf und Jahr empfohlen (deutscher Durchschnitt ist z.Zt. mehr als das 4-fache, nämlich ca. 10,5t!). Das war noch nicht die Ernüchterung, aber: Die Rubrik „Öffentliche Emissionen“ gibt mir gleich ne satte Tonne CO2 an den Start. Dieser „Topf“ setzt sich überwiegend aus „Verwaltungskosten“ zusammen. Ich zitiere aus der Beschreibung: „Emissionen entstehen z.B. durch Verwaltung, Organisation des Sozialwesens [A.d.A. Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen], Infrastruktur oder Bildung [A.d.A. (Berufs-)Schulen, Universitäten] und werden jedem Bürger mit einem gleichen Anteil automatisch zugerechnet. Neben den offiziellen Aufgaben des Staates werden hier zusätzlich Emissionen zur Wasserversorgung sowie Wasser- und Abfallentsorgung berücksichtigt, da diese Dienstleistungen allen Bürgern zur Verfügung stehen.„. Ich habe als Einzelperson durch Verwaltungsaufwand also, so suggeriert es mir der Rechner, schon knapp die Hälfte des angestrebten Rucksacks voll. Gut, dass ich es — vor allem durch die Transitionsbewegung — besser weiß, sonst läge mir der Satz „als Einzelperson kann ich doch eh nichts ändern“ am Sprachgaumen.
Was kann die Kommune tun?
Aber dadurch ist auch gleich eine erste wichtige Quelle für Verbesserungen gefunden: Jede/r Einzelne darf nicht müde werden unseren Kommunen Dampf zu machen, nicht locker lassen und einfordern, dass Verwaltungsprozesse und kommunale Logistik (Wasser, Müll, etc.) umweltverträglicher werden. Warum eben dies eine Wichtige Quelle ist? Weil dieser Anteil für jede und jeden von uns Bürger*innen anfällt. Und somit ist auch bei jeder noch so kleinen Verbesserung in diesem Bereich die Wirkung so hoch wie es Bürger*innen in der Stadt gibt!
Frag also nach bei Deinen Volksverträtern; ob Du sie oder ihn gewählt hast oder nicht: Wohin geht mein Müll? — Ich sammle Regenwasser, oder noch besser: ich habe eine Abwasseraufbereitungsanlage; nehmt mich zumindest für meinen Privathaushalt aus der Wasserversorgung, bitte. — Warum muss ich noch Biomüllgebühren zahlen? Und wieso ist es so umständlich, für private oder gemeinnützige Zwecke Recyclingmaterial oder Biomaterial zu bekommen? Nicht nur finde ich Fahrradfahren wichtig, ich nehme sehr gern mein Rad und fahre durch die frische Luft. Wieso wird es mir jedoch so schwer gemacht mich im Dickicht der Blechlawine zu behaupten? Waren Sie schon mal in Kopenhagen oder Amsterdam? Immerhin gibt es vereinzelt Radler*innenhalter und Radler*innenschalter an Ampeln. — Ich erzeuge meinen Stromenergiebedarf selbst, mein Anteil an der Stadtwerknotwendigkeit ist also extrem gering; wenn jetzt Bildungs- und soziale Einrichtungen dem gleichkämen, fänd‘ ich’s ’nen Traum. — Warum muss alles Laub benzinbetrieben und mit ohrenbetäubendem Lärm weggeblasen werden? — Warum gibt es an den (Geldwährungs-)Preisschildern an Produkten nicht immer auch eine Umweltkostenanzeige in z.B. gefahrenen Kilometern der Zutaten oder/und in CO2-eq als „Währung“? Warum?
Aber Einkaufen hat damit doch nichts zu tun, oder?
Beim Punkt „Konsum“ sagt mir mein Gefühl, dass hier erhebliches Potential schon bei meinem bisherigen Verhalten ist. 1,84t CO2-eq als Minimum halte ich für übertrieben für’s derzeitigen Verhalten — und sicherlich das einiger anderer Menschen auch: Einmaligen Anschaffungen sind seit geraumer Zeit nahezu nicht vorhanden (ich hab viel zu viel im bisherigen Leben angehäuft, was erst einmal genutzt werden wird bzw. getauscht wird gegen Dinge, die ich tatsächlich nutze). Ich versuche Gebrauchsgegenstände, Werkzeuge, etc. so gut es geht mit mehreren Menschen zu nutzen. Diese Möglichkeiten berücksichtigt zu wissen sehe ich beim verlinkten Online-Rechner gar nicht. Mir ist klar, dass es hier um Approximation geht. Jedoch würde es mich interessieren, ob und welche Auswirkung das hat.
Nach Selbstbeschreibung werden hier Dinge wie Produktverpackung pauschal eingerechnet. Ich konsumiere Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs heute schon weitgehend aus Großverpackungen; es entsteht also erst (so gut wie) gar keine Verpackung. Wichtig finde ich jedoch folgenden Satz im Beschreibungstext: „Das hier ermittelte Ergebnis gilt als Anhaltspunkt und zeigt, dass bewusste Konsumentscheidungen die eigene CO2-Bilanz langfristig positiv beeinflussen können.“ Noch sympathischer fände ich jedoch den Bezug zur durch bewussten Konsum bewirkten positiven Umweltwirkung, denn es handelt sich beim Fußabdruck ja um kein Strafregister.
Auch bei mir kommt noch immer zu viel — gerade bei Lebensmitteln — nicht aus der Region (und mit Region meine ich ca. 200km Umkreis). Besonders ärgerlich finde ich das bei (Pflanzen-)Produkten, die klimabedingt in der Region wachsen würden. So z.B. diverse Getreidesorten (und hier meine ich nicht die wenig widerstandsfähigen, wenig nährstoffhaltigen und wenig geschmackvollen überzüchteten Hochleistungssorten des Weizens, darunter auch Dinkel, sondern z.B. Emmer, Einkorn, Nackthafer, Khorasan bzw. Kamut®, Gerste, Buchweizen, …), Leinsaat, Süßlupine, Walnüsse, Linsen, Hirse (die gibt’s immerhin aus Brandenburg), (Lebensmittel-!)Mais und natürlich diverse (Lager-)Gemüse (alle möglichen Wurzelsorten wie Hafer-/Schwarzwurzel, Kerbelwurzel, Wildbroccoli, Chicorée, diverse Pilze, gelbe und rote Beete, Meerrettich, Knoblauch, Petersilienwurzel, …) in ausreichenden Mengen. Auch fehlt mir die Möglichkeit — für einen realitätsnahen Wert des CO2-Verbrauchs — durch Verhaltensweisen wie eigenen Gemüseanbau, Obstsammeln u.ä. in Teilen die Ausstoßverantwortlichkeit zu kompensieren.
Mein Fazit
Alles in allem sollte sich jede Person mal diese 10-20 Minuten nehmen um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Lebensbereiche wie stark zum Aufbrauchen unseres Planeten beitragen. Und in welchen davon das eigene Verhalten geändert werden sollte. Viel wichtiger jedoch finde ich den Eindruck, den Mensch bekommt, wo die Stellschrauben sind, was jede und jeder einzelne von uns bewirken kann. Denn diese Entscheidung, in welchem Lebensbereich wie viel eingespart wird, kann niemandem abgenommen werden, weil jede/r individuelle Wichtigkeiten hat.
Eine Anmerkung noch, obwohl’s eigentlich selbstverständlich sein sollte: Dieser Beitrag spiegelt, wo nicht anders erwähnt, meine persönliche Meinung wider. Als solches ist sie als eine von vielen Meinungen zu verstehen, die gerne jederzeit respektvoll und konstruktiv geäußert werden können. Insbesondere ist sie nicht gegen Personen oder andere persönliche Befindlichkeiten gerichtet.
Update
Letzten Donnerstag witmete Scobel sich in seiner Sendung dem Thema Gemeinwohl (Commons, Almende und verwandte Themen; leider wurde die Gemeinwohlökonomie nicht thematisiert). Im Zuge dessen gab es einene Matz (Kurzbeitrag) zum CO2-Fußabdruck (mehr in Textform), die ich zum Grundverständnis empfehlen kann.