Ernährung und Landwirtschaft
Küchengeschichten — es geht weiter
Neue Menschen kennenlernen, neue Gerichte ausprobieren, einen netten Abend bei angenehmen Plausch verbringen, saisonales Gemüse wiederentdecken, dass alles sind Dinge, die die Teilnehmer bei unseren Küchengeschichten erleben. Immer wieder wird die Frage gestellt: Und was hat das jetzt mit Transition Town zu tun? Bevor die dazu möglichen Ausführungen in einen längeren, seitenfüllenden Monolog abgleiten, hier nur ein paar Schlagworte:
Vernetzung, regionale Produkte, nachhaltige Nahrungsmittelproduktion, nachhaltiger Konsum, Bildung, Spaß haben, die Idee der Transition Town verbreiten, neue Gedanken zu Wohnen und Leben
Wenn das nicht alles dazugehört …
Diese kleine, sicher unvollständige Auswahl deutet an, welche Ideen mit den Küchengeschichten erreicht werden können. Dabei soll der Spaß natürlich im Vordergrund stehen.
Nachdem es in den letzten Monaten etwas ruhiger um die Küchengeschichten geworden ist, soll es jetzt wieder regelmäßig und mit längerfristigen Ausblick weitergehen. Zum Auftakt möchten wir alle bisherigen Teilnehmer, Interessenten sowie Unterstützer und Mitglieder unserer Initiative zum Grillen in den Garten des Peter-Weiss-Hauses einladen.
Zeitpunkt: 21. Juli 2015 ab 18:00 Uhr
Bringt zu Essen mit was Euch gefällt, stimmt Euch mit Freunden ab, erzählt es weiter und sprecht Einladungen aus. Bitte beachtet, das die Subraum e.G. den Garten betreibt und mit Ihren Einnahmen zum Erhalt des Hauses beiträgt. Daher sollten die Getränke am Kiosk bezogen werden.
Die nächsten Termine der Küchengeschichten stehen auch schon fest. Tragt Euch also schon mal den 10./11. September für die Ernteschwemme und den 21. November zur Plätzchenparty in den Kalender ein.
Wer möchte sich 10 € verdienen?
Einzige Bedingung: Einen Kinofilm bis zum Ende gucken.
„Am 29. März um 17 Uhr wird im LiWu Metropol der Film „Earthlings“
gezeigt. Die Dreharbeiten zu dem mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm
begannen 1999 und dauerten sechs Jahre.“ aus das-ist-rostock.de
Der Fairness halber sei aber auch auf den Trailer verwiesen.
Was haben Cidre, Kefir, Abfall und Waldgärten gemeinsam?
Link Gepostet am Aktualisiert am
Wer genug Interesse hat, wird sich die paar Minuten Zeit für einen Artikel über eine britische Brauereikooperative nehmen. Soviel: Durch sie sind u.a. 1500 überreife Mangos und 9 Tonnen (lt. Lebensmittelkette „zu gelben“) Birnen weniger auf dem Müll gelandet.
geteiltes Risiko – Solidarische Landwirtschaft in Rostock
Link Gepostet am
Artikel bei alles-mv.de über die Solidarische Landwirtschaft der “Bunten Höfe” bei Rostock
Küchengeschichten im Juni
Die nächsten Küchengeschichten finden im am Freitag, dem 27. Juni, statt. Alle, die schon einmal daran teilgenommen haben wissen bereits, dass dieses Ereignis eine wunderschöne Gelegenheit ist, sowohl neue Menschen als auch neue Gerichte kennenzulernen.
In den letzten Monaten wurde ich bereits gefragt, was haben die Küchengeschichten mit Transition Town zu tun. Die Antwort darauf ist sehr vielfältig, so wie auch die Idee hinter den Küchengeschichten mehrere Ziele vereint. Transition Town definiert sich über das Ziel einer lebendigen Gemeinschaft. Dazu gehört, sich mit Menschen aus der Stadt zu vernetzen, einander kennenzulernen, sich auszutauschen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und zu Wissen, wer mir in einer konkreten Situation weiterhelfen kann. Durch die zufällige Zuordnung der Teilnehmer zu den einzelnen Gruppen besteht die Chance, Menschen zu treffen, denen der einzelne in seinem täglichen Netzwerk nicht begegnet. Das eigene Netzwerk wird größer, vielfältiger und interessanter.
Unsere Ernährungsgewohnheiten haben sich seit Jahren von dem natürlichen Angebot entfernt. Wir genießen die ständige Verfügbarkeit verschiedenster, auch empfindlicher Lebensmittel. Diesen Luxus kannten unsere Vorfahren nicht. Gegessen wurde, was die Natur zu dieser Zeit hergab oder was bis zu diesem Zeitpunkt lagerfähig war. Damals war der Energieaufwand für Handel und Lagerung deutlich niedriger. Heute reden wir von Klimawandel und teuerer Energie, sind aber nur sehr begrenzt bereit, uns freiwillig geeigneten Anpassungen zu unterwerfen. Und in vielen Fällen fehlt auch das Wissen dazu. Hier greift die Vorgabe saisonaler Themen. Gegessen wird, wie bei unseren Vorfahren, was die Saison gerade anbietet. Wer sich aber ein armseeliges „Gegessen wird was auf den Tisch kommt!“ vorstellt, sollte sich ruhig eines besseren belehren lassen.
Das fehlende Wissen hält heute viele Menschen davon ab, Lebensmittel zu verwenden, die nicht hoch verarbeitet sind. Durch die gemeinsame Auswahl, das gemeinsame Zubereiten und auch gemeinsame Essen lernen die Teilnehmer untereinander, was alles möglich ist. Viele Gerichte werden auch erst an dem Tag ausprobiert, die Rezepte wurden vorher recherchiert. Die Küchengeschichten garantieren auch hier einen wunderschönen Lerneffekt. Egal ob Zubereitung, Kombination mit anderen Lebensmitteln, Lagerung oder Weiterverarbeitung, für jeden ist etwas dabei.
Der wichtigste Punkt an den Küchengeschichten fehlt noch. Es soll Spaß machen und es macht Spaß. Die Gerichte schmecken, im Team kommt zumeist etwas wundervolles heraus. Der Abend geht zumeist länger als vorher geplant, es gibt viel zu erzählen. Die Personen sind sehr unterschiedlich, im „normalen“ Leben würden sich der eine und andere nicht so treffen. Aber hier liegt ein großer Anreiz. Alle Teilnehmer öffnen sich einer Vielfalt, die belebend, anregend, motivierend ist. Wer Rob Hopkins in seinen Interviews zuhört, erfährt, dass in seinen Augen genau dies ist, was eine erfolgreiche Transition Town Bewegung ausmacht. Und hier schließt sich der Kreis. Wer Transition Town leben und erleben möchte, hat mit den Küchengeschichten einfach eine wunderschöne Gelegenheit dazu.
Ralf
Gemeinschaftlich getragene Landwirtschaft startet als „Bunte Höfe“
Es war leichte Arbeit trotz 9°C und etwas Regen. Eine Rostocker SoLawi (Solidarische oder gemeinschaftlich getragene LandWirtschaft) startet nun mit ca. 30 Personen, die entweder nur Ernteanteile nehmen oder auch mal mit anpacken. Der Name: „Bunte Höfe“.
In MV ist das ein Signal: Dieses Bundesland hat rund 400 Tierfabriken, also z. B. bei Hühnern Stallanlagen mit 180 000 bis 900 000 Tieren pro Durchgang. Ein Durchgang dauert bei Masthähnchen 35 Tage. Dann wird „ausgestallt“: Ab in die Schlachthöfe. Nacht für Nacht fahren da 40-Tonner auf schmalen Landstraßen durch die Dörfer. Und weitere Anträge werden genehmigt. Viele Hindernisse für die Landwirtschaft sind bekannt. Die Bodenpreise sind astronomisch geworden. Die industrielle Produktion wird offenbar als Geschäftsmodell ausgeweitet, oft von Investoren, die nicht aus MV kommen. Um den Zustand des Landes geht es dabei überhaupt nicht. Export wird angestrebt, Umweltschäden bleiben geleugnet, Fleisch-Qualität ist überhaupt kein Thema (weil es sie nicht gibt). Einsprüche von Anwohnern werden von den Ämtern nicht zu Ende bearbeitet. Im Zweifel erhält der Unternehmer Sondergenehmigungen, z.B. um kontaminiertes Abwasser in die Gegend ableiten zu dürfen. Die wenigen Amtspersonen der Gewerbeaufsicht sind tatsächlich überfordert, nicht entsprechend ausgebildet oder eingeschüchtert durch Klagen der Investoren.
Dagegen möchten wir die ökologisch verantwortbare Landwirtschaft stärken. Kinder sind dabei; sie behalten auf Jahrzehnte einen Begriff davon, was bäuerliche Arbeit und gute Produkte seien. Mich beeindruckte die Selbstverständlichkeit, mit der neulich sechs kleinere Kinder aus dem Kreis der Bunten Höfe draußen am Mittagessen teilnahmen: Pellkartoffeln aus eigener Ernte mit Butter. Sie griffen herzhaft zu. Kein Ketchup, keine Pommes, nichts extra Gesüßtes. Diese Einstellung auch der Erwachsenen erscheint im Moment wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber alles findet mehr und mehr Interessenten, weil sehr viele Menschen an Bio denken, weil in den Medien Bio wenigstens ein Thema ist. Da in MV 50% der Bio-Supermarkt-Angebote weite Wege hinter sich haben und bis zum Konsumenten — ähnlich wie schon bei konventionellen Handelsketten — mitunter mehrere „Stationen“ durchlaufen, ist Obacht geboten.
Original von: Ralph Vogel
Wissenschaft entdeckt den Waldgartenanbau (Permakultur)
Auf dem TV-Sender arte lief dieser Tage im Format „X:enius“ eine halbstündige Reportage zum Thema Waldgärten; es lief unter dem Titel: „Agroforst – Bäume zurück aufs Feld?“. Ich bin ganz aus dem Häuschen vor Freude, dass diese meines Erachtens vielversprechende, wichtige landwirtschaftliche Alternative — die so neu ja gar nicht ist! — zumindest in dieser Niesche anerkannt wird und auch ob der wissenschaftlichen Bestätigung der empirischen Erkenntnisse von Menschen, welche diese Methode weltweit seit Jahrzehnten erfolgreich erproben. So wird unter anderem erkannt, welche schwerwiegenden und weit reichenden Folgen die Flurbereinigung hatte.
Kerngedanke
Im Kern geht es darum, dass 3-dimensional gedacht und Pflanzen kombiniert werden (Mischkultur oder gar Reihenmischkultur), die sich gegenseitig unterstützen. Manche beziehen zusätzlich auch noch landwirtschaftliche Tiere mit ein, die den Boden beackern, sich davon selbstständig ernähren und ihn gleichzeitig düngen. Diese Denken bezieht nicht nur das überirdisch Sichtbare ein, sondern insbesondere das Wurzelreich. Der Ansatz der Waldgärtnerei steht stark im Gegensatz zum (vermeintlich!) alternativlosen Monokultur-Anbau, der trotz all seiner negativen Folgen sehr verbreitet ist. Die Folgen der Monokultur, allen voran das Auslaugen der Böden und deren Erosion (Versteppung), enormer Düngemitteleinsatz und dadurch Vergiftung von Boden- und Trinkwasser, sollen mit der Agroforstwirtschaft vermieden werden bei mindestens gleichbleibendem Ertrag.
Ertragszuwachs durch Mischkultur
Darüber hinaus, so wird in der Sendung berichtet, sind sogar Ertragszuwächse gemessen worden. In der Monokultur, so sagt ja der Name, wird auf derselben Anbaufläche nur eine einzige Sorte angebaut. Hierbei wurden nun mehrere Pflanzensorten gleichzeitig auf der selben Fläche angebaut und beobachtet. Dies allein bedeutet also schon einmal eine Platzeinsparung; näherungsweise wird bei 3 Pflanzensorten etwa nur ein Drittel Anbaufläche benötigt. Bäume im Acker, so fanden Forscher um Christian Dupraz (Montpellier) heraus, steigern den Ertrag um bis zu ein Fünftel. Dort werden schnell wachsende Pappeln und Raps kombiniert (warum es unbedingt schnell wachsende Bäume sein müssen ist da noch eine andere Frage). Und dies trotz Einsatz von schweren Erntemaschinen, die meines Erachtens — unabhängig von der Anbaumethode — zusätzlich fraglich sind, weil sie den Boden stark verdichten.
In Deutschland gibt es Versuche bei Freiburg, im Brandenburgischen oder auch von Sepp Braun in Freising. Eine paar spannende Erkenntnisse aus der genannten Sendung:
- Wertgehölze wachsen bis zu 1cm pro Jahr in die Breite (Beispiel: Kirsche, Walnuss, Elsbeere bei Freiburg), ein Breitenwachstum, was sonst nur aus tropischen Gegenden bekannt ist. Können zusätzlich mit schnell wachsenden Pappeln zur Energiegewinnung kombiniert werden
- Bäume wurzeln viel tiefer (in Kokurrenz zu Feldfrüchten), selbst wochenlange Trockenheit
- stärkerer Höhenwuchs schützt vor Erosion
- Kohlendioxid (CO²) wird deutlich besser und länger gebunden (werden erst bei Energiegewinnung aus diesem Holz freigesetzt)
- Wurzeln beleben den Boden, reichern Humus an und lassen signifikant weniger Nitrat ins Grundwasser (das Nitratproblem entsteht ja eh nur in Monokultur bzw. Intensivwirtschaft)
- Möglichkeiten zur Bio-Energiegewinnung ergeben sich (Freisinger Sepp Braun lebt dadurch vollständig Heizenergie- und Stromautark)
- natürlich ergeben sich auch übliche forstwirtschaftliche Möglichkeiten (u.a. Möbelholz)
Persönliche Gedanken
Ein paar persönliche Gedanken, die in der Sendung keine Erwähnung fanden, die mir aber wahrscheinlich und wichtig erscheinen:
- Durch größere, tiefer wurzelnde Pflanzen können vermutlich Nährstoffe und Wasser aus tieferen Erdschichten hoch geholt und zugänglich gemacht werden. Feuchtigkeit wird über die Blätter ausgedunstet und den flacher wurzelnden Pflanzen in der Lebensgemeinschaft verfügbar gemacht.
- Ähnliches sollte mit Nährstoffen über den Umweg der Blätter und verrottendem Geäst passieren. Eine (u.a. vor Verdunstung schützenden) natürlichen Mulchschicht bildet sich und die Humusschicht sollte auf natürliche Weise angereichert werden.
- Die Schattengare (Verrotten von Pflanzenrückständen, Verfügbarmachen von Nährstoffen) wird vorangetrieben durch eben diese Mulchdecke und dadurch, dass die Sonne nicht unentwegt direkt auf den Boden brennt. Der Verdunstung wird auch hierdurch vermindert (Boden heizt sich nicht so stark auf).
- Der Schatten kommt auch bei gleichzeitiger Tierhaltung der Tiergesundheit und damit auch der Qualität von Fleisch zugute.
- Nützlinge bekommen wieder einen Lebensraum und können der natürliche „Schädlingsbekämpfung“ nachgehen.
- Dem Auslaugen des Bodens wird auch durch das reiche Wurzelgeflecht entgegen gewirkt, weil die ausgeschwemmten Nährstoffe gar nicht bis ins Grundwasser gelangen.
- Durch die Konkurrenzsituation werden die Bäume zu tierferem Wurzeln angeregt, wodurch sie besser im Boden verankert sind. Bei prognostiziert zunehmenden Stürmen (klimawandel bedingt) ist das sicher hilfreich.
- Nicht zuletzt hat es auch eine (fahrrad-)touristische Dimension: Natürlich ist es viel angenehmer und belebender statt durch Weiten von Monokultur(Mais)feldern zu radeln sich am satten Grün von Waldlandwirtschaft zu laben.
Nachteile, im Beitrag ebenfalls nicht angesprochen
Dort sehe ich v.a. den Bildungsbedarf bei bisherigen Landwirten, denn dies würde nicht nur ein großes Maß an Naturverständnis bedingen, sondern zusätzlich zur üblichen Landwirtschaft auch forstwirtschaftliche Aspekte mit einbeziehen. Wirtschaftlich ist auch zu beachten, dass die Bäume erst ab einem gewissen Alter Ertrag bringen. Dadurch können in den ersten Jahren durchaus Verluste pro Hektar gesehen auftreten und somit muss länger investiert werden.